Der Petershainer Teichwirt Armin Kittner hat auch eine Kunststofffirma in Kosel. Was bisher kaum einer weiß: Dort produziert er für die Bundeswehr.
Die Idee ergab sich fast zwangsläufig. Und doch war ein Zufall nötig, ehe es richtig losging mit der Oberlausitzer Kunststoff GmbH. "Damals ging es um einen undichten Spülbottich bei einem Koi-Züchter. Nach ein paar Gesprächen bin ich mit einem Auftrag von einer halben Million Euro nach Hause gefahren", erinnert sich Armin Kittner. Seitdem gehört der Bau von Teichfiltern mit mehreren Spülkammern, wie sie für Koi-Teiche gebraucht werden, zu seinem Repertoire. Für den Petershainer Teichwirt, der im Raum Niesky - Bautzen - Kamenz in mehreren Gewässern Fischzucht betreibt, ist die Herstellung von Glasfaser-Produkten seitdem ein fester wirtschaftlicher Faktor.
"Anfangs wusste ich das natürlich nicht. Aber ich habe mir gedacht: Das könnte was bringen", erzählt der 59-Jährige über die Anfänge vor rund 15 Jahren. Seitdem hat sich das Aufgabengebiet seiner Firma im Nieskyer Ortsteil Kosel stetig erweitert. Kittner und seine drei Mitarbeiter reparieren alles, was mit Harz verstärkten Glasfasern wieder auf Vordermann gebracht werden kann. Oder sie stellen neue Produkte her.
Der außergewöhnlichste Auftrag stammt wohl von der Bundeswehr. Für Übungszwecke fertigt Kittners Unternehmen nach Vorgaben der Armee in einem ausgeklügelten Verfahren Panzerattrappen. Stückpreis: rund 150.000 Euro. Sogar nach Schweden und Australien hat der Teichwirt die Kunststoff-Panzer schon verkauft. "Das erlaubt uns die Bundeswehr. Wir dürfen nur nicht an Schurkenstaaten liefern. Die sind auf einer Liste direkt aufgeführt."
Das Besondere an den in Tarn-Optik hergestellten Ungetümen ist nicht nur die einem Original-Panzer nachempfundene Kunststoff-Hülle. Vielmehr kommt es auf das Innenleben an. Denn dadurch werden sie für Übungszwecke erst interessant. Eingebaute und separat steuerbare Heizkreise in den einzelnen Panzerelementen sorgen für unterschiedliche Temperaturen. Simuliertes Auspuffgas vermittelt den Eindruck höchster Betriebsamkeit. "Wenn die Armee mit Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen über unsere Attrappen fliegt, dann muss das für die moderne Technik in den Fliegern natürlich auch nachzuempfinden sein", ist der Petershainer stolz auf sein Produkt. Auch sonst ist an dem Kunststoff-Panzer Vieles dran, was auch Originale aufzuweisen haben: Kanone und Raketenwerfer fallen dem Betrachter am meisten auf.
Bis zu einem Dreivierteljahr dauert es, bis einer dieser Aufträge an seinen Bestimmungsort - meist einen Truppenübungsplatz - geliefert werden kann. Mit 1,5 bis 2 Tonnen sind die Attrappen jedoch deutlich handlicher als die originalen stählernen Kolosse, die rund 70 Tonnen auf die Waage bringen. Allerdings ist der Auftragsumfang recht begrenzt. "Es wäre schön, wenn die Armee mal ein paar davon richtig aufs Korn nehmen würde", flachst Kittner.
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Aber auch so gibt es bei der Oberlausitzer Kunststoff GmbH genügend zu tun. Denn der gewiefte Teichwirt hat für sein Unternehmen natürlich noch einige andere Standbeine aufgebaut. Dazu zählt - was liegt näher - die Reparatur von Fischereigerät: Spülbottiche, Sortiertische, Fischrutschen, Transportbehälter und Tragekübel werden mit Harz verstärkter Glasfaser repariert und neu beschichtet. Ganz nach Wunsch entstehen aber auch neue Behältnisse. Dazu wird in einem Schneidwerk gehäckseltes Glasfasergeflecht mithilfe einer Druckluftpistole vermischt mit Harzhärter gegen eine Form gespritzt. Damit keine Blasen zurückbleiben, sind im nächsten Schritt Entlüftungsrollen dran. Anschließend wird das Kunststoffprodukt von der Form getrennt.
Auf diese Weise lässt sich flexibel Vieles machen. Wird die Glasfaser nicht gehäckselt, kommen Glasfasermatten zum Einsatz. Dies ist vor allem im Außenbereich eine Option. Denn so werden zum Beispiel Güllefässer, Giftspritzen und Wassertanks aller Art repariert. Mit dem Flughafen Halle/Leipzig zum Beispiel hat Kittner einen Exklusivvertrag abgeschlossen, der ihm die Reparatur der Wassertanks in den Löschfahrzeugen der Flugplatzwehr garantiert. Mit dem Verfahren lassen sich aber auch private Pools, Teiche oder Fußböden abdichten. Ganz zu schweigen von den Fischerbooten, die die Teichwirte in der Lausitz verwenden.